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"Man lernt fürs Leben und tut nebenbei Gutes"

Katharina Petto ist gemeinsam mit Björn Holm-Seelow für die Freiwilligendienste beim ASB Bayern zuständig. Im Interview betont sie die immense Bedeutung von FSJ und BFD.

Katharina Petto

Der Freiwilligendienst soll eine Win-Win-Situation darstellen – für Freiwillige, für die Patienten/Klienten, für die gesamte Gesellschaft und für den ASB. Wie kann das gelingen?
Für die Freiwilligendienstleistenden ergeben sich viele Vorteile durch ein Freiwilliges Soziales Jahr bzw. einen Bundesfreiwilligendienst. Sie können ganz vielfältige Erfahrungen sammeln, sich im Umgang mit unterschiedlichsten Menschen üben, Einblicke in die Berufswelt, insbesondere die sozialen Berufe bekommen. Und im Lebenslauf macht sich ein Freiwilligendienst auch immer gut. Wir fragen am Ende des Freiwilligendienstes gezielt nach, was die jungen Menschen aus ihrem Dienst mitnehmen und das häufigste Feedback ist, dass sie selbstbewusster, reifer und verantwortungsvoller sind als vorher.
 
Inwiefern profitieren die Patienten und Klienten vom Einsatz der Freiwilligen in den Einsatzstellen?
Da die Freiwilligen zusätzlich zum regulären Personal in den Einsatzstellen eingesetzt werden, können sie auch zusätzliche Angebote durchführen. Ob das ein Spaziergang im Park, eine Spielrunde, ein kleiner Tanz-Workshop oder einfach 10 Minuten Extra-Lesezeit im Kindergarten bedeutet – es ist immer eine Bereicherung, Aufmerksamkeit und wertvolle Zeit, die die Freiwilligen den Menschen schenken können. Betrachtet man die gesamte Gesellschaft, wird deutlich, dass das freiwillige Engagement eine wichtige Säule im sozialen Bereich darstellt. Freiwilligendienstleistende tragen einen großen Beitrag zur Gesellschaft bei, indem sie die Menschen unterstützen, die es am nötigsten brauchen.
 
Und zuletzt zieht auch der ASB als Anbieter für Freiwilligendienste Vorteile daraus…
In Zeiten des Fachkräftemangels wird deutlich, wie wichtig die Akquise neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist. Durch den Freiwilligendienst schnuppern die jungen Menschen in soziale Berufe und lernen den ASB als Arbeitgeber kennen. Wir sind sehr stolz, dass im Durchschnitt rund ein Drittel der Freiwilligendienstleistenden mit dem ASB in Kontakt bleibt – als Ehrenamtliche, als Auszubildende, als hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder als Vereinsmitglieder.
 
Was können Einsatzstellen tun, um Freiwillige für soziale Berufe zu begeistern und langfristig an den ASB zu binden?
Ganz klar: Wertschätzung und Anerkennung! Die Freiwilligendienstleistenden erhalten im Verhältnis zu der wertvollen und wichtigen Arbeit, die sie leisten, für ihr soziales Engagement nur eine gewisse Aufwandsentschädigung in Form eines Taschengeldes. Daher ist es besonders wichtig, sie durch Lob, Integration ins Team und eine gute Arbeitsatmosphäre zu motivieren. Dies geschieht zum Beispiel durch gemeinsame Pizza-Abende, kleine Präsente, Mitgestaltung des Dienstplans oder den Erwerb einschlägiger Qualifikationen. Aber auch ein herzliches und ehrlich gemeintes „Danke“ kann viel bewirken und tut jedem gut ;-)
 
Und was trägt die Abteilung Freiwilligendienste der ASB-Schulen Bayern gGmbH dazu bei?
Mein Kollege Björn und ich sind für die pädagogische Begleitung und die Seminararbeit zuständig. Wir sind Ansprechpersonen für jegliche Belange der Einsatzstellen und Freiwillige, führen Besuche und Gespräche vor Ort durch und helfen, wo wir können. Außerdem veranstalten wir Seminare und Bildungstage für die Freiwilligendienstleistenden. Hier ist es uns wichtig, eine gute Atmosphäre zu schaffen, die Themenwünsche der Freiwilligen zu berücksichtigen und auch den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen. Durch Aktionen wie Kanufahren, den Besuch in der Trampolinhalle oder im Kletterwald, Nachtwanderungen, Lagerfeuer, Grillabende usw. zeigen wir den Freiwilligen unsere Wertschätzung und Anerkennung und sagen „Danke“.
 
Wieso ist die pädagogische Begleitung der Freiwilligendienstleistenden nötig?
Anders als ein Praktikum oder Nebenjob ist der Freiwilligendienst ein Lerndienst, ein Bildungsjahr. Dazu gehört neben der praktischen Tätigkeit in der Einsatzstelle, dass sich die Freiwilligen persönlich weiterentwickeln. Aus diesem Grund werden die Freiwilligen während ihres Dienstes pädagogisch betreut. Neben den Anleitern vor Ort stehen wir den Freiwilligen als pädagogisches Fachpersonal zur Seite, um mit ihnen die Erfahrungen in ihrem Dienst zu reflektieren, Perspektiven zu klären, Impulse zu geben und sie bei Schwierigkeiten zu unterstützen. Dies passiert entweder per Mail und Telefon, direkt vor Ort in den Einsatzstellen oder auf den Seminaren.
 
Wie genau kann man sich die Seminare vorstellen?
Wir verbringen die meisten Seminare mit den Freiwilligen gemeinsam in Selbstversorgerhäusern. Die gemeinsame Alltagsorganisation sehen wir als lebenspraktische Kompetenz, die oftmals ganz nebenbei entwickelt wird. Einen wichtigen Teil der Seminareinheit nimmt die Reflexion ein. Der Austausch der Freiwilligen untereinander über Erfahrungen, Erkenntnisse, Highlights und Tiefpunkte ist wertvoll und führt dazu, sich bewusst mit sich selbst und der eigenen Lebensrealität zu beschäftigen. Inhaltliche Themen richten sich überwiegend nach den Interessen der Freiwilligen und werden durch demokratische Prozesse abgestimmt. Von Themen wie Steuern und Versicherungen, dem Umgang mit dem Tod bis hin zu der Wirkung von Mimik und Gestik kann alles dabei sein. Die dritte wichtige Komponente der Seminare sind Teambuilding- und Spaßaktionen, die ich bereits erwähnt habe. Trotz der Unterschiedlichkeit der Freiwilligen sind wir immer wieder begeistert, wie wunderbar das Miteinander funktioniert und wie gut jede/r Einzelne ihren/seinen Platz in der Gruppe findet.
 
Was gibt es abschließend noch zu sagen?
Ich  möchte jeden jungen Menschen dazu ermutigen, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst zu machen. Die Erfahrungen kann einem niemand mehr nehmen, man lernt fürs Leben und tut nebenbei noch etwas Gutes. Und selbst wenn man währenddessen oder danach feststellt, dass es nicht der richtige Arbeitsbereich ist, ist dies dennoch eine wichtige Erkenntnis und man kann sich stolz auf die Schulter klopfen ;-)